Rathausausstellung Haarer-Kauffmann-Wendland im Frühjahr 2017
Kunstausstellung im Rathaus Renningen Mai/Juni 2017. Klaus-Dieter Haarer, Antje Kauffmann, André Wendland
Die Künstlerin Antje Kauffmann und die Künstler Klaus-Dieter Haarer und André Wendland sind Mitglieder im Kunstforum Renningen. Zur Zeit präsentieren sie sich der Öffentlichkeit in einer Ausstellung im Rathaus Renningen, die noch bis 3. Juni gezeigt wird.
Klaus-Dieter Haarer ist Bildhauermeister und 1969 geboren. Er zeigt Skulpturen, die im Wesentlichen in Marmor ausgeführt sind und hat drei davon auch bildhaft dargestellt. Was er Skizzen nennt, würde man gerne als Gemälde im Ensemble an eine der eigenen vier Wände hängen. Diese Skulpturen sind abstrahiert, aber nicht abstrakt. Man ahnt etwas von Integration, von innerer Versöhnung der Gegensätze. Selbst das Flügelpaar in dem Werk „Flügel“ ist kein Paar mehr, es ist eins. Auch in dem Werk „Boote“ drückt sich durch die Nähe der beiden Boote Einheit aus. Der Künstler zeigt im Übrigen Formen, die rund sind, unten rund, und nach oben offen. Man darf sich beim Betrachten an den „da-Vinci-Code“ von Dan Brown erinnern, oder unmittelbar die Schale, den Kelch, den Gral assoziieren. Um sich auszudrücken verwendet Klaus-Dieter Haarer bewusst oder unbewusst Symbole, die für das Weibliche stehen. Ein Mann auf seiner spirituellen Reise?
Antje Kauffmann ist Architektin. Sie malt abstrakt mit Acrylfarben und ist dabei sehr offen für verschiedenste Materialien, die sie in ihre Bilder experimentell integriert, bespielsweise Asche und Sand. Die Geometrie bestimmt gewiss ihren Beruf, nicht aber die Abstraktion in ihren Bildern. Es ist sicher nicht zu gewagt, ihre Bilder der informellen Malerei zuzuordnen. Dabei geht es um Formlosigkeit, und doch dabei um das Spannungsfeld von Formauflösung und Formwerdung, um Spontaneität und Reflexion im Malprozess. Geometrische abstrakte Malerei kann nicht spontan sein. Die informelle sehr wohl.
Werke der Künstlerin wie „Zart“ und „Verborgen“ sind Beispiele für Formlosigkeit – wenn nicht bereits die gegeneinander abgegrenzten Flächen Formgebung sind. Aber auch die von ihr vermutlich spontan im Malprozess gefundenen Formen haben als formlos zu gelten, weil sie keine Abbilder der Wirklichkeit sind oder sein wollen. Zu dieser Werkgruppe gehören die Bilder „Fall mit Freude“, „Mit Leichtigkeit“ und „Verspielt“. Man darf annehmen, dass Antje Kauffmann spontane Formfindung mit reflektiertem Bildaufbau verbindet.
Es ist faszinierend, wie bei ihr gelegentlich das Gegenständliche, also das ihr selbst wie dem Betrachter ihrer Bilder aus der Anschauung, aus der Wahrnehmung der Dinge Bekannte und Vertraute, Eingang in die Bildgestaltung findet – und dabei stilisiert, vereinfacht, abstrahiert, in die abstrakte Umgebung integriert wird.
In künstlerischer Freiheit kann sie die formlose Kunst verlassen oder diese beispielsweise mit einem Symbol in der ihr eigenen Formensprache in einem Bild vereinen. Dies geschieht meist da, wo Antje Kauffmann mit den Bildinhalten auch zu Bildtiteln gelangt, die sie aus der gegenständlichen Erfahrungswelt entlehnt. Dieser Gruppe lassen sich das Haus in „Völlig losgelöst“ und der Baumstamm in „Verbunden mit der Vergangenheit“, das Blau in der „Wasserleiter“ und die Buchstaben in „Neustart“ zuordnen.
André Wendland ist 1995 geboren. Er malt erst seit 2015, signiert seine Bilder mit „André“ und hat sich im Wesentlichen dem Gesicht, dem Porträt verschrieben. Er arbeitet hauptsächlich in Acryl, aber auch in Mischtechnik. Er zollt natürlich auch dem Akt seinen Tribut. Er bedient sich in realistischer Malweise der klassischen Formensprache – und er beherrscht sie! „Girl on the floor“ kommt einer Zeichnung nahe. Diese wie seine Werke überhaupt bestechen durch die Sicherheit der Linienführung und eine ergreifende Ästhetik. André Wendland zeigt auch Männerportraits. Was sollen wir in ihnen finden? Es sind die Frauenportraits, die faszinieren. Der Künstler verfremdet seine Portraits mit geometrischen Formen, oder spielt mit der pop art wie in den Gemälden „Circle Elements 4“ und „Kyra“.
Nur die Augen – die bleiben was sie sind, ein Faszinosum. Sie sind das Ausdrucksstärkste in diesen Gemälden. Man würde gerne mit den Augen des Künstlers in jene „seiner Frauen“ eintauchen und dem wortlosen Dialog nachspüren, den er mit ihnen führt. Und was sagt er (uns), wenn er in dem Aktgemälde „newspaper“ auf weiblicher Schulter, auf den „Formen des Ewig-Weiblichen“, einen Mann plaziert, der Zeitung liest? Nicht nur KunstfreundInnen, nein, jede Besucherin, jeden Besucher, die Schönheit zu genießen verstehen, wird die Kunst André Wendlands in ihren Bann ziehen
Text und Fotos: Georg Andrae